#WISSENWOLLEN „Der Bericht des Weltklimarats: Was bedeutet er für unsere Gesellschaft“

Am Mittwoch, den 27. April 2022, wurde die Veranstaltungsreihe #WISSENWOLLEN, eine Kooperation von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Nürnberger Zeitung, erfolgreich gestartet. Am Energie Campus Nürnberg waren alle interessierten Bürger*innen eingeladen, sich über den aktuellen Bericht des Klimarates zur Bewältigung des Klimawandels aus erster Hand zu informieren.

Die Veranstaltung wurde durch einen kurzweiligen Vortrag von Herrn Prof. Kießling eingeleitet, welcher einer der Hauptautoren des sechsten Sachstandsberichts des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - oft als "Weltklimarat" bezeichnet) ist. Die Kernaussage ist klar. Es gibt einen menschengemachten Klimawandel und unabhängig von unseren jetzigen Bemühungen, wird es bis Ende des Jahrhunderts einen Anstieg des Meeresspiegels geben. Geschätzt 1 Milliarde Menschen werden hierdurch ihren Wohnraum verlieren. Dies ist jedoch eine höchst optimistische Prognose, da zu wenig gegen den Klimawandel getan wird. Herr Prof. Kießling zeigte, basierend auf den Erkenntnissen des aktuellen, 3.675-seitigen Teils des IPCC-Berichts, dass je langsamer und unentschlossener wir den Klimawandel bekämpfen, desto desaströser die Folgen der Klimakrise werden. Als einer der führenden deutschen Paläontologen betrachtet Herr Prof. Kießling diese Klimakrise nur als kleinen „Schnupfen“ für die Erde. Das Aussterben von Arten ist die Normalität. Der Planet wird sich davon in ein paar Millionen Jahren wieder erholen. So geht es letztlich um unsere eigene Rettung und die Welt, in der wir leben.

Im Anschluss an den informativen Vortrag wurden die Erkenntnisse in der Podiumsdiskussion mit Frau Annette Debel, vom Institut für Geographie und Herr Dr. Stefan Sauer, vom Institut für Soziologie diskutiert und von Frau Christina Merkel Wissenschaftsredakteurin der Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung moderiert. Herr Prof. Kießling führte nicht nur Teilaspekte des IPCC-Berichts weiter aus, sondern gab mit Anekdoten einen Einblick in die Arbeit für ein derart gigantisches Werk, an dem 278 Wissenschaftler aus 65 Nationen mitarbeiteten. Sie werteten über 18.000 Forschungsarbeiten aus. Jedes Land verfolgt mit dem IPCC-Bericht eigene Interessen und verschiedene Staaten betrachten den Klimawandel aktuell als eine positive Entwicklung. Für den Großteil wird die Klimaerwärmung schwere Folgen haben und dessen sind die Länder sich auch bewusst.

Herr Dr. Sauer erklärt das zögerliche Verhalten von Politikern und vielen Menschen bzgl. dem Bekämpfen des Klimawandels durch die lange Zeit zwischen einer Maßnahme und der eintretenden Wirkung und der Aussicht, dass man den Klimawandel nicht rückgängig machen kann, sondern „nur nicht so schlimm“. Beides dämpft die Motivation, Anstrengungen gegen den Klimawandel zu unternehmen. Ein zusätzlicher Punkt ist die Komplexität und die Asymmetrie des Einflusses, die jeder nehmen kann. Laut Herrn Dr. Sauer haben die reichsten 1% einen genau so großen Klimaabdruck, wie die „ärmsten“ 50%. So müsste sich eigentlich jeder Fragen, warum er etwas gegen den Klimawandel unternehmen soll, wenn der eigene Einfluss im Verhältnis verschwindend gering ist. Herr Dr. Sauer weist jedoch darauf hin, dass die Vorbildfunktion jedes Einzelnen eine gesellschaftliche Entwicklung auslösen kann und somit den Einfluss jedes einzelnen steigert.

Der IPCC-Bericht weist als wirksame Maßnahme die Nutzung natürlicher Prozesse vor allem von Wäldern aus. Frau Debel erklärt, dass Bäume und vor allem Wälder nicht nur das Treibhausgas C02 aus der Luft aufnehmen und im Boden speichern, sondern auch einen kühlenden Effekt auf die Umwelt haben. So profitiert die Stadt Nürnberg durch ihren Reichswald nicht nur durch eine bessere Luftqualität, sondern auch durch eine Reduktion des Hitzestaus im Sommer. Jedoch steht es um die Wälder in Deutschland und auch um den Reichswald nicht gut. Die Bäume sind durch Trockenheit und Luftverschmutzung geschwächt: „Es ist schwierig einen wirklich gesunden Baum heute zu finden“. Auch die intensive forstwirtschaftliche Nutzung unserer Wälder schwächt diese so wichtigen Ökosysteme weiter und erschwert die klimawandelbedingte Migration von Arten in Richtung besser geeigneter Bereiche.

Die Podiumsdiskussion wurde um Fragen aus dem Publikum ergänzt. Hierbei zeigt sich ein hohes Interesse an möglichen Maßnahmen und eine hohe Bereitschaft diese auch umzusetzen. Die Langsamkeit, die bei der Bekämpfung des Klimawandels gefühlt vorherrscht, erzeugt eine gewisse Resignation und Frustration. Es wird immer wieder gefordert, die Politik solle mehr tun. International gelobte Maßnahmen, wie der deutsche Klimafond, werden zwar wahrgenommen, aber zeigen Ihre Wirkung nur langsam und indirekt.

Der Klimawandel ist ein globales, komplexes und generationenübergreifendes Projekt, dass die Unterstützung aller Wissenschaften, Forscher, Regierungen, Firmen und Bürger braucht. Der Energie Campus Nürnberg mit seinen Projekten und Wissenschaftlern unterstützt dies mit innovativer Forschung im Bereich der Energiewende, um zukünftig eine nachhaltige, umweltschonende und sichere Energieversorgung der Menschen sicherstellen zu können.