Positive und negative lokale Externalitäten von Windturbinen in Deutschland

Ein Forschungsprojekt von Prof. Mario Liebensteiner, Prof. Sven Heim (MINES Paris PSL University) und Félix Michelet (MINES Paris PSL University) beschäftigt sich mit der empirischen Evaluierung positiver und negativer externer Effekte durch den Zubau von Windrädern in Deutschland. 

Während Windräder Strom emissionsfrei erzeugen können und somit bedeutende ökologische Vorteile gegenüber konventionellen Stromproduktionsanlagen mit sich bringen, gibt es zunehmend lokalen Widerstand in der Bevölkerung. Vor allem Lärmbelastung und visuelle Beeinträchtigungen werden dabei oft genannt. Dieses „Not-in-my-backyard“-Phänomen kann zu signifikanten lokalen Spannungen und Widerstand in der Bevölkerung gegenüber der Energiewende führen. Die Forscher untersuchen Daten zu lokalen Immobilienpreisen der Jahre 2008 bis 2017 in einem statistisch-ökonometrischen Modell. Weil Hauspreise und die Standortwahl von Windturbinen sich gegenseitig beeinflussen, beispielsweise weil Windturbinen vermehrt dort platziert werden, wo der Grundstückspreis günstig ist, verwenden die Forscher Änderungen im Fördersystem für Windenergie als innovativen Instrumentalvariablenansatz, um unverzerrte Schätzergebnisse zu erhalten. 

Es zeigt sich, dass die Errichtung einer Windturbine in einer deutschen Gemeinde den Kaufpreis eines Hauses um 1,9 % senkt, wobei dieser nachteilige Effekt am stärksten bei der ersten installierten Windanlage zutrifft. Zudem führt die Installation von Windkraftanlagen zu einem Rückgang des lokalen Tourismus und dazu, dass weniger Baugenehmigungen für Wohnungen und Häuser erteilt werden, was die Wohnungsnot weiter verschärft. Auf der positiven Seite erhöht jede installierte Windkraftanlage das Steueraufkommen einer Gemeinde um durchschnittlich 1,8 % durch zusätzliches Gewerbesteuereinkommen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die negativen externen Effekte durch Investitionen in lokale Infrastruktur und Dienstleistungen durch erhöhte Steuereinnahmen abgemildert werden können. Das wiederum würde die negativen Auswirkungen der Windkraftanlagen kompensieren. Insgesamt hilft die Studie, fundiertere, evidenzbasierte politische Entscheidungen zu treffen.